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Erinnerungen an den „Hiata“ – 1978

     In Poysbrunn wurden zeitweise vier „Hiata“ auf-                                                    Über die „Hiata“
     genommen u.zw. jeder für ein Biri („Biritalen“,
     „Franzbergen“, „Hengering“ und „Satzen“). Im                                                       Bis auf wenige Ausnahmen sind die
     20.Jh. hatten auch der „Grundbühel“ und „Auf                                                       Weingartenhüter aus den Weinrie-
     der Eben“ je einen Hüter. Diese wurden, weil sie                                                   den Niederösterreichs verschwun-
     als die gefährlichsten galten, mit einer zweiläufi-                                                den. Sie waren Angehörige einer
     gen Pistole ausgerüstet; die vier anderen hatten                                                   bewaffneten Wachorganisation für
     nur eine einläufige.                                                                               wenige Monate im Jahr. Sie wirkten
                                                                                                        als Träger von Volkskunst und
     Die Ausrüstung der Weingartenhüter bestand in                                                      Brauchtum weit hinaus über die
     Poysbrunn aus einem Hutschmuck, aus Goaßl,                                                         Grenzen ihres Wirkungsbereiches.
     Pfeiferl, Hackl, Pistole und in letzter Zeit manch-
     mal auch einem Fernrohr. Sie befestigten – be-                                                     Die Weingartenhüter wurden von
     sonders währen der Lesezeit – lange bunte Bän-                                                     den Gemeinden bestellt, um wäh-
     der an ihrem Hut und waren dadurch auch für                                                        rend der Reifeperiode Trauben-
     Fremde als Hüter erkennbar. Außerdem mußten                                                        diebe und Stare von den Rieden
     sie einen Ausweis der Gemeinde bei sich tragen.                                                    fernzuhalten, und waren somit
                                                                                                        Amtspersonen. Die Hüter hatten je
     Die Hüterpeitsche (Goaßl, Geißel) bestand aus                                                      nach ihrem Einsatzort verschiedene
     einem kurzen Holz, an dem der mehrere Meter                                                        Abzeichen, waren bewaffnet und
     lange Peitschriemen befestigt war. Damit knallte                                                   verfügten über eigene Signal- und
     der Hüter lautstark, um die Stare zu vertreiben.                                                   Verständigungsinstrumente.

     Das Pfeiferl wurde aus einem kleinen Rinderhorn                                                    Im Weinviertel wurde als „Waffe“
     und zwei Fischbeinen vom Hüter selbst angefer-                                                     eine Peitsche, die Hiatagoassl, ver-
     tigt. Er brauchte es zum Antworten, wenn ein                                                       wendet. Früher zogen zur Ver-
     Gemeinderat (früher Bergmeister) durch einen                                                       treibung der diebischen Stare die
     Pfiff dessen Anwesenheit im Biri kontrollierte;                                                    Weingartenhüter peitschenknallend,
     aber auch, um Hilfe herbeizurufen. Das in man-                                                     später mit Schreckschusspistolen
     chen Orten übliche Hüterhorn gab es in Poys-                                                       ausgestattet, durch die Weinbau-
     brunn zuletzt nicht mehr.                                                                          flächen.

     Dem eigen Schutz des Hüters diente das Hüter-                                                                  Quellen: Im Internet gefunden
     hackl, das auch als Gehstock benutzt wurde.
     Andere Waffen waren lange Zeit verboten. 1936          Anton Reihs erinnert an vergangene Zeiten.
     wurden die Poysbrunner Hüter mit Vorderlader-
     Pistolen ausgerüstet. Das in den Lauf gestopfte
     Schwarzpulver wurde durch eine Zündkapsel zum
     Knallen gebracht.

                               Aus dem Buch „Poysbrunn“
                                  von Stubenvoll – Hadriga

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