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Gebrannte Erinnerungen – 1978
Poysbrunner Ziegelöfen Oben: Lorenz Weinmann In Poysbrunn errichteten die Familie
Mitte: Josef Mattner Zeiler oder Weinmann Nr. 18 etliche
Frühzeitig errichteten die Herrschaften Ziegel- Unten: Rupert Eisinger Jahre vor 1870 auf der Parzelle 2699/1,2
öfen. Die meisten Bauern konnten aber nicht einen Ziegelofen in der Ried Salzbergen.
daran denken, gebrannten Ziegel für den Die Errichtungszeit läßt sich aus der Haus-
Hausbau zu kaufen. Die Baustoffe der mittel- nummer (167) ungefähr erschließen. Der
alterlichen Siedlungen auf dem Lande sollen Platz war gut gewählt; es gab dort Lehm
zumeist Holz und ungebrannter Lehm ge- und eine Quelle. Neben den zwei Ziegel-
wesen sein; in Gegenden mit Steinbrüchen schuppen standen zwei Arbeiterwohnun-
wohl auch Bruchstein. gen. Es wurden nur Mauerziegel erzeugt
und in die ganze Umgebung verkauft.
Beim Abbruch alter Mauern findet man Seit 1897 ist als Besitzer
noch heute Reste von „Batzenhäuseln“ mit Lorenz Weinmann Nr. 18 bezeugt
Buzel- oder Wutzelmauern (Gemisch aus (1867-1913), sein Ziegelstempel war LW.
Lehm, Stroh, Spreu und Kalk oder saurem 1907/08 verkaufte Weinmann den Zie-
Wein), aus späterer Zeit auch Mauern aus gelofen an
ungebrannten, d.h. luftgetrockneten Lehm- Josef Reiß Nr. 53 (1858-1937).
ziegeln. Nur die Reicheren konnten sich Dieser lieferte 1910 für K 700,- die Ziegel
gebrannte Mauer- und Dachziegel leisten. für den Bau des Milchhauses. Wegen
Diese wurden erst im Laufe des 19.Jh. all- Mangels an abbaubarem Lehm und vor
gemein verwendet. allem wegen der Konkurrenz des Ring-
ofens Eisinger in Stützenhofen stellte er
Um 1848 errichteten immer mehr Bauern 1920 den Betrieb ein und räumte 1923 –
einen eigenen Ziegelofen. Diese mußten in nach der Übersiedlung des letzten Ziegel-
solcher Entfernung von den Orten angelegt schlägers Johann Schuster nach Hörers-
werden, daß für diese keine Feuersgefahr dorf – die Gebäude nieder. Der Brunnen
bestand. Es war aber auch vorgeschrieben, wurde zugewölbt.
die Ziegel mit den Anfangsbuchstaben des
Erzeugers zu kennzeichnen. Quelle: „Poysbrunn“
Stubenvoll – Hadriga
Das Aussehen dieser Bauernziegeleien war
überall ziemlich gleich: ein kleiner Feldofen, (Seiten 304-305)
Ziegelschuppen für das Trocknen der hand-
geschlagenen und für die Lagerung der ge- 49
brannten Ziegel, meist auch Kleinstwoh-
nungen für die Ziegelschläger.